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Sicherheit versus Verstrickung

MedReview 3/2011

Die Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung (SAPV) wurde zum 1. April 2007 als verpflichtendes Versorgungsangebot der Krankenkassen in das Sozialgesetzbuch eingeführt. Dennoch gibt es immernoch viele Regionen in Deutschland, die über keine SAPV verfügen. Und wenn sie eingeführt ist, scheitertdie flächendeckende Realisierung oft an den unzureichenden vertraglichen Gegebenheiten für die Palliative-Care-Teams. Im Gegensatz dazu arbeiten in Hessen seit April 2009 fast flächendeckend 20 SAPV-Teams nachden §§ 32 b und 132 d des SGB V. Bisher liegen Erfahrungen von mehr als 5.000 Patienten vor, die durch ein SAPV-Palliative-Care-Team versorgt wurden.

Warum konnte nach einigen Startschwierigkeiten die SAPV so erfolgreich in Hessen etabliert werden? Zwei Gründe waren hier entscheidend:

Zum einen war es gelungen, für alle hessischen Palliativzentren eine Verhandlungsdelegation zu mandatieren, die geschlossen über sechs Monate mit klaren Vorstellungen die Verhandlungen mit den Krankenkassen führte.

Zum anderen waren die Erfahrungen aus den Palliativ-Projekten aus der integrierten Versorgung nach § 140 in die Verhandlungen mit den Krankenkassen in Hessen eingeflossen. Wesentliche Elemente des integrierten Palliativ-Versorgungsprojekts (IVP) aus Wiesbaden flossen in die Ausgestaltung des SAPV-Vertrages ein. So orientieren sich die Pauschalen an den Beträgen aus dem IVP. Wir konnten in den Verhandlungen erreichen, dass die Palliative-Care-Teams über eine fachübergreifende Komplexpauschale, die die Koordination, die Teil- wie auch die Vollversorgungbeinhaltet, honoriert werden. Dadurch waren die Honorargerechtigkeit, die im Team hergestellt wird, ein einfacher Abrechnungsmodus mit den Krankenkassen und die solidarische Leistungserbringung für eine bestmögliche Qualität und Kosteneffizienz garantiert.

Die besonderen Merkmale sind in Hessen:

• alle gesetzlichen Krankenkassen sind eingebunden,
• nach kurzer Zeit bereits 20 Teams im Einsatz,
• Teamleistung Palliative-Care von Palliativ arzt und Palliativpflege,
• tagessatzbasierte Komplexpauschale,
• solidarische Leistungserbringung (Commitment),
• Honorargerechtigkeit durch Autonomie des Teams,
• Benchmarking möglich,
• kostenneutral zur Regelversorgung (siehe weiter unten),
• ein neu geschaffener Fachverband SAPV in Hessen als Interessenvertretung aller Teams.

Aufbau der Strukturen des Wiesbadener Netzwerkes
In Wiesbaden arbeitet seit Mitte der 90er Jahre ein organisch gewachsenes Team aus ambulanter Hospiz- und palliativ-versorgung zusammen. Im Mittelpunkt stand schon seit mehr als zehn Jahren die Verbesserung der Versorgungssituation von Palliativpatienten nahe am Lebensende. Daraus entstanden ist das HospizPalliativNetz Wiesbaden und Umgebung, welches sich aus allen Professionen in einem gemeinnützigen Verein als Dachorganisation aller hospizlich-palliativen Kräfte im Raum Wiesbaden zusammengefunden hat. Hausärzte, Palliativ-Allgemein- und Fachärzte, der ambulante Hospiz und Palliative Beratungs-Verein Auxilium mit Palliative-Care-Beratung und vielen ehrenamtlichen Hospizhelfern, die beiden stationären Hospize Advena und Haus Ferrutius, das Kinderhospiz Bärenherz, das Schmerz- und Palliativzentrum Wiesbaden, die Palliative-Care-Apotheke am Hochfeld und Physiotherapeuten sowie Psychologen arbeiten hier vertrauensvoll zusammen.
So konnte durch die jahrelangen regionalen Vorarbeiten mit Abschluss der SAPV-Verträge nahtlos die Arbeit des hospizlich-palliativen Netzwerkes fortgeführt werden. Durch die mit Vertragsabschluss endlich gesicherte Finanzierung waren nun die Investitionen möglich, um das Netzwerk personell und infrastrukturell so auszubauen, dass es wirklich seiner Aufgabe gerecht werden kann: die Behandlung von Schwerstkranken nach den Richtlinien der SAPV.
Neben den Schwerpunkten der Versorgung im städtischen Raum stand auch die Frage der Versorgung in den Flächenregionen Taunus und Idsteiner Land zur Diskussion. Mit zunehmender Erfahrung und kontinuierlicher Aufbauarbeit konnten auch diese Regionen für die SAPV erschlossen werden.

Dies soll eine Übersicht der regionalen Infrastrukturen verdeutlichen, die in unser Netzwerk integriert sind:
Organisatorische Schaltstelle in diesem „HospizPalliativNetz Wiesbaden und Umgebung“ ist das Zentrum für ambulante Palliativversorgung, das die Prozesse koordiniert und synchronisiert. Eigens für diese Aufgabe ausgebildete und erfahrene Verwaltungs- und Palliative-Care-Kräfte übernehmen die Aufgabe, alle Akteure in der konkreten Patienten-versorgung zu unterstützen.
Der engere Kreis des SAPV-Teams ZAPV besteht aus:
• 7 Palliative-Care-Kräften hauptamtlich,
• 8 Palliativärzte/innen zu 50 %,
• 2 Koordinatorinnen,
• 3 stationäre Hospize,
• 3 Verwaltungskräfte,
• 1 Apotheker mit Palliative-Care-Weiterbildung,
• 3 ambulante Hospizinitiativen.
Um bei dem beschriebenen dezentralen Aufbau des Netzwerkes die gegenseitige Information
zu sichern, wurde mittlerweile eine gemeinsame Dokumentationsplattform ins Leben gerufen, die es allen beteiligten Partnern ermöglicht, in der Patientenakte zeitgleich und für jedes Teammitglied einsehbar, ihre Eintragungen zu machen und sich über den Verlauf der Patientenversorgung zu informieren. Netbook und iPad erlauben darüber hinaus, dieses Instrument an jedem Ort – beim Patienten, unterwegs, in der Praxis – zu nutzen. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung für uneingeschränkte Kommunikation und Informations-austausch im Netzwerk erfüllt, natürlich unter Wahrung aller Auflagen der Datensicherheit!

Fazit

Während in Deutschland wahrscheinlich immer noch mehr Menschen im Krankenhaus als zu Hause sterben, weil die hier beschriebenen Versorgungsstrukturen teilweise immer noch fehlen, belegen die ersten Ergebnisse aus der SAPV in unserem palliativen Netzwerk, dass mehr als 95 % unserer Patienten ihrem eigenen Wunsch gemäß zu Hause oder wohnortnah im Hospiz sterben können. Klar erkennbar ist, dass durch ein dicht geknüpftes HospizPalliativNetz, das sich an den Bedürfnissen des Patienten am Lebensende orientiert sowie Angehörige und nahe Zugehörige mit einbindet, fast immer eine ambulante Versorgung des Patienten nach seinen Vorstellungen möglich ist.

Dr. med Thomas Nolte, Wiesbaden





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